Raum der Zeit
„Zum Raum wird hier die Zeit!“
Der lichtdurchflutete Raum im 4. Stockwerk bekommt durch seinen achteckigen Grundriss und das fortwährende Ticken von Uhren seinen einzigartigen Charakter. Von hier aus zeigen zwei große Zifferblätter den Menschen auf dem Marktplatz und auf dem talwärts gelegenen Schnöllermarkt die Uhrzeit an. Diese Tatsache war der Anlass, eine kleine Kollektion unterschiedlicher Zeitmesser auszustellen.
Herzstück der Sammlung sind drei Großuhrwerke, die ursprünglich im Turm der Frauenkirche, an der Nordfassade des ehem. Gymnasiums und im Unteren Tor den Gläubigen, den Schülern und der Bürgerschaft zeigten und sie hören ließen, was es gerade geschlagen hatte. Mitglieder und Förderer der Altstadtfreunde vermehrten die Präsentation durch weitere Stücke.
Lauschen Sie den Lebenszeichen der mechanischen Organismen unterschiedlichster Größe, sehen und hören Sie, wie die Zeit verrinnt, und bedenken Sie, dass jede Sekunde unwiederbringlich ist.
Die Zeitanzeige am Unteren Tor
Im Jahr 1817 bekam das Untere Tor erstmals eine Uhr. Das Werk stammte ursprünglich aus dem alten Rathaus (abgebrochen 1809) und zeigte auf einem großen Zifferblatt Stunden und Tierkreiszeichen, auf einem kleineren die Viertelstunden und dazwischen die Mondphase an.
Das „öftere Nachsehen und Einschmieren der Uhren in der Pfarr und Frauenkirche dann auf dem unteren Thor Thurm [sic!]“ übertrug die Stadt 1819 gegen eine Entlohnung mit Büschelholz und Befreiung von städtischen Frondiensten an den Uhrmacher Anton Schmidt. Ab 1829 erhielt der Türmer eine jährliche Entschädigung für das „Reinhalten“ der Uhr.
Auch für das Aussehen der Zeitanzeige wurde etwas getan: 1872 beschloss der Magistrat, das Zifferblatt und die Zeiger renovieren zu lassen.
Die Jahrezahl über dem Zifferblatt lautet 1615 und dürfte wohl schon vor der Renovierung auf dem Zifferblatt gestanden haben. Der Schluß liegt nahe, es könnte sich um das Jahr des erstmaligen Einbaus einer Uhr ins Rathaus handeln.
Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die betagte Mechanik nicht mehr die nötige Ganggenauigkeit, und im Jahr 1900 beschaffte die Stadt beim Roggenburger Turmuhrenfabrikanten Gordian Pechmann eine neue Uhr mit Schlagwerk. Damit wussten die Günzburger wieder genau, was es geschlagen hatte.
Das Uhrwerk aus dem Unteren Tor
Das neue Uhrwerk (Baujahr 1900), das fortan nur noch Stunden und Minuten anzeigte und täglich von einem Mitarbeiter des städtischen Bauhofs aufgezogen wurde, verrichtete bis 1964 seinen Dienst. Dann wurde es durch einen elektrischen Antrieb ersetzt.
Mit Wiedereröffnung des Turmes (1992) kehrte die durch die Fa. Pechmann gereinigte und voll funktionsfähig gemachte Mechanik als Leihgabe der Stadt Günzburg wieder in den Turm zurück.
Die „Altstadtfreunde e.V.“, die überhaupt erst den Anstoß zur Wiederbelebung des Günzburger Wahrzeichens gegeben hatten, haben im Jahr 2011 auf eigene Kosten die seit 1900 außer Betrieb gewesene Mondphase an der östlichen Turmfassade mit einem elektrischen Antrieb versehen lassen (Fertigstellung: 23. November 2011).
Die Uhr aus dem ehemaligen Königlichen Gymnasium
Im Jahr 1900 erhielt die Stadt Günzburg ein Gymnasium. Im Rahmen der Umbauarbeiten an der ehem. österreichischen Kaserne wurde in einem Giebelfeld auch eine große Uhr (Baujahr 1901) eingebaut, die im Jahr 2005 einen elektrischen Antrieb erhielt. Heute hat das Uhrwerk als Leihgabe der Stadt im Unteren Tor einen geeigneten Aufstellungsort gefunden.
Kommodenuhr 2. Hälfte 19. Jh.
Uhrengehäuse aus weißem Alabaster in Art einer neogotischen Gebäudefassade, Giebelfelder verlorengegangen. Acht-Tage-Gangwerk mit Schlagwerk auf Glocke. Versilbertes Ziffernblatt und reliefierter Bronzereif. Furnierter Sockel und originaler Glassturz.
Spende von Familie Dr. Jürgen Meyer an die Altstadtfreunde Günzburg e.V. 2013 letzte Überholung 2013
Portaluhr 1. Hälfte 19. Jh.
Portaluhr
1. Hälfte 19. Jh.
Marmorportal mit Bronzeappliken; Acht-Tage- Gangwerk mit Schlagwerk auf Glocke. Zifferblatt bei der »6« signiert: LE FORESTIER A LANNION
Pierre le Forestier betrieb seine Werkstatt von 1822 bis 1836 in unserer Partnerstadt Lannion/Bretagne.*
Spende von Gabriele und Walter Grabert an die Altstadtfreunde Günzburg e.V. 2017 letzte Überholung 2018
*Freundliche Auskunft von Herrn Christian Pfeiffer-Belli, Chefredakteur des Magazins KLASSIK UHREN.
Die Uhr aus dem Turm der Frauenkirche
Die Ungenauigkeit der Frauenkirchenuhr war (ebenso wie bei der Zeitanzeige des Unteren Tores) gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr zu tolerieren. Die Kirchengemeinde St. Martin kaufte im Jahr 1905 von der Firma Gordian Pechmann aus Roggenburg ein neues Werk. Die Stadt Günzburg gab dazu einen Zuschuß in Höhe von 600 Mark. Auch dieses Großuhrwerk fand nach gründlicher Reinigung als Leihgabe der Kirchengemeinde im Stadtturm eine neue Heimat.
Drei Standuhren
Diese Uhr war Teil einer Wohnzimmereinrichtung aus den frühen 1930er Jahren. Zu dieser Zeit bezogen Xaver Haimerl und seine Frau Josefa (geb. Nusser) ihr neu gebautes Haus in der Krankenhausstraße. Die Eheleute Monika und Helmut Stammer (letzterer ein Enkel des Ehepaares Haimerl) spendeten die vorzüglich erhaltene Uhr im Jahr 2012 den Altstadfreunden.
Teil der Ausstattung des Amtszimmers von Bürgermeister Franz Hanner (1911 – 1939); Leihgabe der Stadt Günzburg.
Hochzeitsgeschenk für Angela Galgenmüller und Matthias Lechler anlässlich der Eheschließung am 7. November 1935 in Günzburg. Die Uhr war Teil einer Bauernstube, gefertigt als Schaustück für eine Gewerbeausstellung von Schreinermeister Anton Galgenmüller. Die Säulen sind eine Arbeit des Drechslermeisters Georg Kopp; das Werk ist nicht bezeichnet. Spende von Elisabeth Mäusle (Enkelin von Anton Galgenmüller) im Jahr 2012 an die Altstadtfreunde Günzburg e.V., die Gehäuse und Werk überholen ließen.
Digital-Hauptuhr,
synchronisiert auf die amtliche Uhrzeit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig durch den Zeitzeichensender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt/Main. Steuerung von Zeitanzeige, Mondphase (29 Tage, 12 Stunden und 43 Minuten pro Umdrehung) und Läutwerk.
Glocke im Turm aus dem 14. Jh. mit den Namen der Evangelisten.
Hersteller: Gordian Pechmann, Roggenburg; Eigentum der Stadt Günzburg.